Die Vier-Stufen-Methode: Alles, was du über die Unterweisung wissen musst

Das Bild zeigt vier Holzstufen mit jeweils einer Person auf dem Weg nach oben

Du möchtest deinen Ausbilderschein machen oder bereitest dich auf die praktische AEVO-Prüfung vor? Dann wirst du früher oder später über die Vier-Stufen-Methode stolpern – ein Klassiker in der Ausbildungspraxis. In diesem Blogartikel bekommst du alles, was du über diese Methode wissen musst – leicht erklärt, mit Beispielen aus dem Handwerk, Vorteilen, Nachteilen und Tipps zur Nutzung in der AEVO-Prüfung. Let’s go!

Inhaltsverzeichnis:

1. Was ist die Vier-Stufen-Methode überhaupt?

Die Vier-Stufen-Methode ist eine klassische Unterweisungsmethode, die auch in der praktischen AEVO-Prüfung eingesetzt werden kann. Hier hast du die Wahl zwischen einer Präsentation“ oder der „praktischen Durchführung einer Ausbildungssituation“. In der letzten Variante wird von dir erwartet, dass du eine Ausbildungssituation planst und durchführst.
Die Vier-Stufen-Methode stammt ursprünglich aus der industriellen Fertigung und eignet sich besonders gut für Tätigkeiten, die klare, nachvollziehbare Abläufe haben – perfekt also für handwerkliche Berufe. Wenn du den Ausbilderschein machst, wirst du diese Methode ziemlich sicher kennenlernen (und nutzen können).

2. Die Vier-Stufen-Methode in der praktischen AEVO-Prüfung

In der AEVO-Prüfung ist die Vier-Stufen-Methode eine Möglichkeit, den Prüfern zu zeigen, wie Du ein handwerkliches Thema strukturiert und sicher vermittelst.
Schritt für Schritt zeigst Du Deinem Azubi, wie man zum Beispiel einen sicherheitsrelevanten Vorgang durchführt, indem Du ihm die einzelnen Schritte vormachst und erklärst und ihn danach unter Deiner Beobachtung genau diese Schritte nachmachen und selbst erklären lässt.
So kannst Du Dein didaktisches Vorgehen verdeutlichen und eine pädagogisch schlüssige Unterweisung durchführen.  

Tipp:

Wenn du die Methode nutzt, achte darauf, dass du trotzdem Raum für Fragen lässt und nicht zu sehr nach Schema F unterrichtest. Denn ab 2024 wird in der AEVO noch mehr Wert auf Handlungsorientierung gelegt. Mehr dazu findest Du weiter unten bei den Vor- und Nachteilen der Vier-Stufen-Methode.

3. Kurzer Rückblick: Die Geschichte der Vier-Stufen-Methode

Die Methode wurde bereits im frühen 20. Jahrhundert entwickelt – und zwar zur Qualifizierung von Arbeitskräften in der Industrie. Sie wurde genutzt, um Menschen schnell und effizient in sicherheitsrelevante Tätigkeiten einzuarbeiten. Seitdem hat sie sich in der Ausbildung bewährt, vor allem im Handwerk und bei praktischen Fertigkeiten.

4. Die 4 Stufen im Detail erklärt

 

1. Stufe: Vorbereiten

  • Der Ausbilder bereitet den Arbeitsplatz mit dem benötigten Arbeitsmitteln vor, bevor der Auszubildende kommt
  • Die Unterweisung beginnt mit einem Smalltalk mit dem Auszubildenden, um eine optimale Lernatmosphäre zu schaffen.
  • Anschließend werden die Auszubildenden das Thema der Unterweisung sowie klar und deutlich das Lernziel genannt
  • Auszubildenden wird die Bedeutung des Themas für die unternehmerische Prozesse und für den Auszubildenden selber genannt, um ihn zu motivieren.
  • Abschließend werden in der ersten Stufe die Arbeitsmittel beschrieben und der weitere Ablauf der Vier-Stufen-Methode angekündigt.

 

2. Stufe: Vormachen und Erklären (durch den Ausbilder)

  • Der Ausbilder zeigt den gesamten Arbeitsvorgang mit detaillierter Erklärung der Teilschritte. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Azubi alles aus der richtigen Perspektive sehen kann und die Hände des Ausbilders Arbeitstätigkeit nicht verdecken.
  • Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Erklärung der Arbeitstechnik sowie Unfallschutzmaßnahmen oder der Beachtung von Hygienevorschriften.
  • Regelmäßiges Nachfragen durch den Ausbilder und Augenkontakt gewährleisten, dass der Azubi den gesamten Arbeitsvorgang gut sehen und verstehen kann.

 

3. Stufe: Nachmachen mit Erklärung durch den Auszubildenden    

  • Der Auszubildende wiederholt die Aufgabe Schritt für Schritt und erklärt dabei selbst sein Vorgehen
  • Der Ausbilder korrigiert und ergänzt ggf. die Erklärung zunächst nur bei groben Fehlern, kleinere Fehler in der Ausführung können akzeptiert werden. Bei einer Gefährdung des Auszubildende ist selbstverständlich sofort einzugreifen. 
  • Zunächst nur bei groben Fehlern, kleinere Fehler in der Ausführung können akzeptiert werden. Bei einer Gefährdung des Auszubildende ist selbstverständlich sofort einzugreifen.
  • Den Auszubildenden bei korrekter Ausführung loben, um ihn zu motivieren 
  • Eine Lernerfolgskontrolle durchführen, ob der Auszubildende das Lernziel erreicht hat. Wenn ja, dies ausdrücklich bestätigen. Wenn nein, muss der Arbeitsvorgang nochmals wiederholt werde, eventuell auch durch nochmaliges Vormachen durch den Ausbilder.

 

4. (Selbstständiges) Üben mit Kontrolle   

  • Jetzt darf geübt werden! Du lässt den Azubi den Vorgang noch einmal ausführen, ohne dass er die Tätigkeit erklären muss. Danach solltest du noch einen Übungsauftrag erteilen, so dass das Erlernte auch im Langzeitgedächtnis gesichert werden kann.
  • Der Lernende führt die Aufgabe eigenständig durch, bei Fragen solltest du aber für den Auszubildenden noch ansprechbar sein.

5. Typische Einsatzbereiche im Handwerk und warum Psychomotorik wichtig ist

In vielen handwerklichen Berufen- z.B. Tischler, Elektriker, Friseur – geht es um psychomotorisches Lernen, also die Verbindung von Denken und Tun. Die Vier-Stufen-Methode eignet sich perfekt dafür, weil sie das praktische Tun in den Mittelpunkt stellt.

Beispiele:

  • Ein Tischler zeigt das exakte Ablängen eines Brettes
  • Eine Friseurin demonstriert das Föhnen mit Rundbürste
  • Ein Elektriker erklärt das fachgerechte Abisolieren von Kabeln

Gerade bei solchen Tätigkeiten, wo die Handgriffe sitzen müssen, ist die Methode Gold wert. Auch wenn in der neuen AEVO ab 2024 das selbstgesteuerte Lernen der Auszubildenden besonders hervorgehoben worden ist, werden diese Tätigkeiten nicht durch selbst an Eignung der Auszubildenden vermittelbar sein, hier wird man, vor allem bei sicherheitsrelevanten Arbeiten, den Vorgang mit der Vier-Stufen-Methode immer noch gut vermitteln können und müssen.

6. Vorteile der Vier-Stufen-Methode

  • Sicherheit zuerst: Ideal für sicherheitsrelevante Arbeiten (z. B. Schneiden von Gemüse)
  • Klare Struktur: Du und der Azubi haben einen festen Ablauf, der die Inhalte step by step vermittelt
  • Nachhaltiges Lernen: Durch das Nachmachen des Auszubildenden und dem anschließenden Übungsaufgaben prägt sich der Ablauf gut ein
  • Systematik: Besonders geeignet für Abläufe, die immer gleich sind und nur auf diese eine Art und Weise ausgeführt werden können.

7. Nachteile der Vier-Stufen-Methode

  • Keine Handlungsorientierung: Lernende sind eher passiv und folgen deiner Anleitung- das widerspricht dem Ansatz der AEVO 2024, in der vor allem das selbstgesteuerte Lernen der Auszubildenden angestrebt werden soll.
  • Wenig Kreativität: Die Methode ist starr, nimmt den Auszubildenden die Möglichkeit, kreativ zu werden, sich selbst Gedanken über Arbeitsvorgänge machen zu können.
  • Autoritärer Führungsstil: ein weiterer Nachteil der Vier-Stufen-Methode liegt auch in der anderen Bezeichnung für diese Ausbildung: „Unterweisung“: aus diesem Begriff wird klar, dass der Auszubildende den Anweisungen des Ausbilders folgen soll und hiermit auch eine klare Hierarchie im Ausbildungsverhältnis dargestellt wird. Dies widerspricht jedoch dem Gedanken, Auszubildende partnerschaftlich, also mit dem demokratischen Führungsstil auszubilden.
  • Kein selbstgesteuertes Lernen: Azubis entscheiden nicht selbst, wie sie lernen- das ist nicht besonders motivierend.

Deshalb solltest du gut abwägen, wann du sie einsetzt – und sie eventuell mit anderen handlungsorientierten Ausbildungsmethoden kombinieren.

Ob und wie Du die Vier-Stufen-Methode in der Praktischen Prüfung nutzen kannst, besprechen wir ausführlich in unseren Kursen:

DIE AUSBILDERAKADEMIE: 


Durch die langjährige Erfahrung unserer
Dozenten und IHK-Prüfer wissen wir, worauf es bei der Prüfung inhaltlich wirklich ankommt.

Für die optimale Vorbereitung auf die Prüfung zum Ausbilderschein bieten wir Dir verschiedene Möglichkeiten:

✅  Live-Online-Kurse:
Live-Online-Kurse bieten Dir die Flexibilität, von überall aus teilzunehmen.  Keine An- und Abreise, keine Fahrtzeiten: Trotzdem bist Du live dabei, kannst Deine Fragen stellen, bekommst genauso live Feedback und es wird auch genauso viel gelacht wie in klassischen Kursen.

✅  Präsenzkurse:
Der Klassiker: gemeinsam im „Klassenzimmer“ lernen, Kaffee trinken und Pause machen: der direkte Kontakt zu anderen Teilnehmenden, informelle Gespräche in den Pausen- und alles in 3D: für viele immer noch der klassische Weg zur Prüfungsvorbereitung.

☀️ 9 von 10 Teilnehmern ☀️

bestehen im ersten Anlauf

8. Alternative zur Vier-Stufen-Methode

  • Eine moderne Variante der Vier-Stufen-Methode ist die so genannte modifizierte Vier-Stufen-Methode, die man auch als Drei-Stufen-Methode bezeichnet:

    Hierbei wird nicht erst der gesamte Arbeitsvorgang durch den Ausbilder dargestellt, sondern jeweils nur Teilschritte vorgemacht und erläutert, und der Azubi macht diese Teilschritte sofort nach und erklärt seinen eigenen Vorgang mit eigenen Worten.

  • Anschließend werden wieder weitere Teilvorgänge durch den Ausbilder vorgemacht und erklärt und so weiter und so weiter. Dies bedeutet, die zweite und dritte Stufe der Vier-Stufen-Methode werden zusammengelegt, sodass der Auszubildende wesentlich früher aktiv in das Geschehen einbezogen wird.
    Der gesamte Vorgang ist also ein partnerschaftliches Wechseln bei der Ausführung der Tätigkeit, somit wird das klassische hierarchische Verhältnis der Vier-Stufen-Methode aufgehoben und der Auszubildende deutlich früher aktiv und besser motiviert.

9. Fazit: Lohnt sich die Methode noch für deinen Ausbilderschein?

Kurz gesagt: Ja – aber nur für bestimmte Einsatzbereich.

Obwohl die AEVO ab 2024 fordert, dass Ausbilder den Auszubildenden betriebliche Arbeitsaufgaben übertragen sollen, in denen sie sich die Ausbildungsinhalte selbst aneignen sollen, so gibt es dennoch Einsatzbereiche und Tätigkeiten, für die die Vier-Stufen-Methode nach wie vor hervorragend und unabdingbar geeignet ist: zum Beispiel für das Vermitteln sicherheitsrelevante Arbeiten oder für Tätigkeiten, die erläuterungsbedürftig sind, bei denen sich die Auszubildenden den Arbeitsvorgang also nicht selbst werden erarbeiten können. Dann ist diese Methode auch, vor allem in der Variante der modifizierte Vier-Stufen-Methode, auch weiterhin sinnvoll und sollte dann auch in der Prüfung umgesetzt werden können.

Wenn du die Vier-Stufen-Methode beziehungsweise die modifizierte Vier-Stufen-Methode verstehst und richtig anwendest, hast du ein starkes Werkzeug für die praktische AEVO-Prüfung auf deinem Weg zu deinem Ausbilderschein. Wichtig ist, dass du dir ihrer Grenzen bewusst bist und sie flexibel einsetzt. Gerade in Kombination mit moderneren Methoden, wie zum Beispiel sich anschließenden Projekten, kannst du richtig punkten!

10. FAQ: Häufige Fragen zur Vier-Stufen-Methode

Ist die Vier-Stufen-Methode in der AEVO-Prüfung noch erlaubt?

Ja, trotz der Novelle der AEVO 2024 ist bei den meisten IHKs die Vier-Stufen-Methode eine Möglichkeit in der praktischen Prüfung, auch wenn sie eventuell in der „old school“ Variante nicht mehr gern gesehen ist.

Muss ich alle vier Stufen immer durchziehen?

Ja, das ist der Sinn der Methode, auch bei der modifizierten Vier-Stufen-Methode.

Was ist der größte Vorteil der Methode?

Die klare Struktur. Sie hilft Dir, nichts zu vergessen, vermittelt die Inhalte Schritt für Schritt und ist somit gut geeignet, um Arbeiten mit potentiell gefährlichem Werkzeug zu vermitteln.

Gibt es eine Alternative zur Vier-Stufen-Methode?

Ja, Du kannst auch die oben genannte Drei-Stufen-Methode als modernere Variante nutzen. Alternativ solltest du aber, wann immer es möglich ist, handlungsorientierte Ausbildungsmethoden nutzen, zum Beispiel die Leittextmethode oder die Projektmethode, sodass die Auszubildenden sich die Arbeitsschritte und Inhalte selbst erarbeiten, so wie es in der AEVO 2024 sinnvollerweise gefordert wird.

Bildnachweis:

© TensorSpark/stock.adobe.com

edoobox konnte keine Daten abrufen: Unauthorized / 401